Max Bruch und Johannes Brahms – das Verhältnis beider Komponisten komplex zu nennen, grenzt fast an eine Untertreibung. Vielsagend ist da Bruchs sehr irdischer Satz: „Treffe ich mit Brahms im Himmel zusammen, so lasse ich mich in die Hölle versetzen!“ Hatte er dem fünf Jahre älteren Kollegen noch seine 1. Sinfonie gewidmet, verkomplizierte sich die Freundschaft zusehends mit Brahms Erfolgen. Rückblickend meinte Bruch einmal: „In 50 Jahren wird sein Glanz als der des überragendsten Komponisten aller Zeiten hell erstrahlen, während man sich meiner hauptsächlich nur wegen meines g-Moll-Violinkonzerts erinnern wird“. Sicher steht sein Werk geradezu prototypisch für den Namen Max Bruch, ihn auf dieses One-Hit-Wonder zu reduzieren, griffe allerdings viel zu kurz. Er selbst wehrte sich jedenfalls schon zu Lebzeiten, wie aus einem Brief an seinen Verleger Simrock deutlich wird: „Nichts gleicht der Trägheit, Dummheit, Dumpfheit vieler deutscher Geiger. Alle 14 Tage kommt einer und will mir das 1. Konzert vorspielen; ich bin schon grob geworden und habe Ihnen gesagt: „Ich kann dies Konzert nicht mehr hören, habe ich vielleicht bloß dies eine Konzert geschrieben? Gehen Sie hin und spielen Sie endlich einmal die anderen Konzerte, die ebenso gut, wenn nicht besser sind.“ Dem Wunsche entsprechend widmet sich Tianwa Yang an diesem Abend der „Schottischen Fantasie“. Es ist eines der anspruchsvollsten Werke der Violinliteratur überhaupt. Diese „Fantasie unter freier Benutzung schottischer Volksmelodien“ – so der eigentliche Titel – entstand 1879/1880 und dauert etwa 32 Minuten. Das Material dafür sammelte er eigenhändig während einer Rundreise durch Großbritannien.
Hadern und Selbstzweifel kannte auch Johannes Brahms zur Genüge. Ihn bedrückte das Vermächtnis Beethovens, den er stets als „Riesen hinter sich marschieren“ hörte, was ihn lähmte. Als er 1876 endlich mit seiner ersten Sinfonie erfolgreich wurde, war der Bann gebrochen. Kritiker lobten sie als „Zehnte“ Beethovens. Mit der entwickelnden Variation hatte er einen gangbaren eigenständigen Weg gefunden. Auch als 1883 seine 3. Sinfonie uraufgeführt wurde, war der Jubel groß. Kritik und Musikerkollegen priesen sie fast einhellig als das Beste, das Brahms bisher geschaffen hatte. Max Bruchs Einschätzung: „Gestern hatten wir die dritte Sinfonie von Brahms. Sie ist im Wesentlichen sehr schön, würde aber noch viel schöner wirken, wenn namentlich der erste und der letzte Satz besser instrumentiert wäre. Indessen, keiner kann aus seiner Haut heraus, ich auch nicht!“
Quellen: www.deutschlandfunkkultur.de; www.swr.de; www.symphonikerhamburg.de; Christopher Fifield: Max Bruch, Zürich 1990, S. 210.
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Wagner: Ouvertüre zur Oper „Tannhäuser“
Bruch: Schottische Fantasie für Violine und Orchester Es-Dur, Op.46
Brahms: Sinfonie Nr. 3 F-Dur, Op.93
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Leitung: Benjamin Shwartz