Der Hirte Albert weiß: das Ohr liest mit. Und so belieben er (g) und sein Begleiter Otto Hirte (sax, cl, fl) musikalisch auf der Bühne kräftig zu scherzen. Ihre tragische innere Zerrissenheit bringen die beiden Musiker in ihren gemeinsamen Kompositionen gefühl- und humorvoll zum Ausdruck. Mit ihrer dadurch packenden emotionalen Intensität überzeugt das Ensemble zu jeder Sekunde. Ergänzt werden Diese durch aufregende Improvisationen mit virtuosem Doppelsaxophon und Bariton-Gitarre, aber auch durch wohl-temporäre Stücke mit Anleihen aus der Unterhaltungsmusik. Viele ihrer Songs imponieren mit spielerischer Präzision, welche hier die brutale Mathematik des Artensterbens vertont, und stehen im Kontrast zu balladesken wie melancholischen Momenten oder den über das Programm hinweg verteilten Miniaturen. Dank des satten Umfangs der beiden sympathischen Musikerfreunde gibt es vieles zu entdecken: abwechslungsreiche Ohrenstreicheleien, die gespickt sind mit Ernsthaftigkeit und Albernheit, Struktur und Chaos, aber auch schlichten und ehrlichen Einklang. Zu erzählen wissen Hirte Albert und Otto Hirte außerdem in ausgewählten Überraschungsmomenten auf gesanglicher Ebene. Wenn auch etwas eigensinnig im Rahmen ihrer bizarr-komischen Zwölftonchoräle. Pünktlich zum 10 jährigen Firmenjubiläum kommen die beiden Berliner auf ihrer Tour auch in den Lippstädter Kunstverein. Dieser Konzertbesuch ist ein absolutes Muss für jeden gut gepflegten Gehörgang.